Sportvg Feuerbach Info 04/2015

48 Abteilung Turnen Führung über den Hoppenlaufriedhof Von Dieter Hellenschmidt Der Gang über einen Friedhof ist nicht jeder­ manns Sache, trotzdem sind 49 Teilnehmer der Einladung gefolgt, um bei einer Führung über den Hoppenlaufriedhof dabei zu sein. Am Ende waren alle angetan und begeistert von den interessanten und kompetenten Ausführungen, die Herr Maurus Baldermann, ein profunder und exzellenter Experte vom Friedhofsamt der Stadt Stuttgart, in lau- niger Manier vermittelt hat. Der im Jahre 1626 eröffnete Hoppenlaufried­ hof ist der älteste noch erhaltene Friedhof Die Turner auf „Roten Socken“ unterwegs Von Dieter Hellenschmidt So wenig wie der „Blaustrümpfler Weg“ mit den Stuttgarter Kickers zu tun hat, genau so wenig hängt der „Rote-Socken- Weg“ mit dem VfB zusammen. Obwohl er im Streckenanstieg eine ideale und auch anspruchsvolle Trainingseinheit für lustlose Fußballerbeine bieten könnte. Es handelt sich vielmehr um einen Rundwanderweg der Naturfreunde Stuttgart-Süd und bietet zahlreiche Bezüge zu Geschichte, Archi­ tektur, Kultur und Natur des Stadtteils auf. Die Ankündigung, ein zu erwartender „knackiger“ Anstieg, hat vielleicht so man- chen Turner abgeschreckt, aber immerhin 35 Teilnehmer doch neugierig gemacht, die es auch nicht bereut haben. Doch nun der Reihe nach: Die Stadtbahn hat die Wandergruppe von Feuerbach zum Stuttgarts. Bereits 1880 fand hier das letzte Begräbnis statt, 1882 im jüdischen Teil die letzte Beisetzung. Von den 7000 Grabstellen sind noch 1400 historische Grabmäler erhalten. Mit seinem wertvollen Grabmal­ bestand ist er nicht nur ein einmaliges kulturelles Zeugnis, sondern auch die Ruhe­ stätte zahlreicher berühmter und nam- hafter Persönlichkeiten aus vergangenen Epochen. Fast wäre der Friedhof im Laufe der vielen Jahrzehnten des Öfteren anderen Interessen zum Opfer gefallen. Die Firma Bosch z.B. hatte einst dieses Areal als Betriebserweite­ rung ins Auge gefasst, bis glücklicherweise damals eine Werksverlegung nach Feuer­ bach diesen Plan verhinderte. Nach dem Krieg sollten die Schutthalden der zerstör­ ten Häuser dort aufgeschichtet werden, ehe sie auf dem „Monte Scherbelino“ deponiert wurden. Dann wieder haben andere städtebaulichen Notwendigkeiten dazu geführt, dass der Friedhof in seiner Abgeschiedenheit fast vergessen wurde und ein Efeuüberwuchs das ganze Gräber­ feld in einen Dornröschenschlaf versetzt hat. Erst mit der BUGA 1961 ist der Friedhof wieder ins öffentliche Interesse getreten, wobei er teils als Parkanlage umfunktioniert wurde. Aber die letzten Jahre haben dazu geführt, dass der Wunsch zur Erhaltung der restlichen wertvollen Friedhofskultur geweckt wurde, um sie den nachkommen­ den Generationen zu bewahren. Zur Zeit findet eine umfangreiche Maßnahme statt, die noch verbliebenen Grabanlagen bis 2019 zu sichern und zu konservieren, was der Philosophie der Denkmalpflege ent- spricht. Nicht der Urzustand zur Zeit des Begräbnisses soll wieder hergestellt wer- den, denn die Grabsteine in ihrem jetzigen Zustand sind kulturgeschichtliche Denkmäler, an denen keine Änderungen vorgenommen werden dürfen. Die Reinigungs-, Sicherungs- und Konser­ vierungsmaßnahmen stehen im ersten Abschnitt kurz vor Vollendung, bis 2019 werden Gesamtkosten von rd. 1,5 Mio Euro veranschlagt. Danach soll der Hoppenlau­ friedhof als Stätte der Besinnung, Zeugnis der Stuttgarter Vergangenheit und als Erholungsraum im Herzen der Stadt den heutigen Bewohnern und auch künftigen Generationen im Bewusstsein bleiben. Mit diesem Wissen um den Hoppenlau­ friedhof wird so mancher der Teilnehmer in Zukunft dieses Juwel im Herzen der Stadt mit einem völlig neuem Verständnis wahrnehmen. Marienplatz gebracht, denn hier beginnt der mit einem roten Socken gekennzeich- nete Rundweg. Er führt über die Liststaffel vorbei an denkmalgeschützten Jugendstil­ häusern, durchs Lehenviertel mit seiner Gründerzeitarchitektur in den Landschafts­ park Wernhalde, der mit knackigen Serpen­ tinen aufwärts zu immer neuen Aussichts­ punktpunkt führt. Durch Klingen mit Resten von Schluchtenwäldern und z.T. an mehr als 140 Jahre alten Mammutbäumen vorbei, über die ausführlich berichtet wurde, geht es über Brücken, Stäffele und Pflaster­ steine die Römerstraße hinauf bis zum Haigst. Zum Ausschnaufen konnte bei bester Aussicht vom Santiago-de-Chile- Platz das tolle Stadtpanorama genossen werden. Weiter über das Königssträßle zur Bopserhütte, wo bei kurzer Rast über die Namensbedeutung dieses Waldabschnit- tes und über die kommenden Aussichts­ punkte informiert wurde – vor allem über den Aussichtspunkt „Schillerhöhe“, mit der 1865 in Erinnerung an die erste Lesung aus Friedrich Schillers „Die Räuber“ gepflanzten Schillereiche. Der Weißenburgpark mit seinem prunk- vollen Teehaus, seinem sehenswerten Marmorsaal und die eindrucksvolle Aus­ sichtsplattform bildeten den kulturellen Höhepunkt des Ausflugs, wobei es sich die Gruppe in der dortigen Gastronomie noch gut gehen ließ und sich für die Mühen des anfänglichen Aufstiegs belohnt hat. Die Stadtbahn hat schließlich die zufriedenen Wanderer von der Haltestelle Bopser wie- der zurück nach Feuerbach gebracht.

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